Helga Stieglmeier ist seit Herbst 2019 als frauenpolitische Sprecherin neu im Landesvorstand der bayerischen Grünen. Kurz vor der Kommunalwahl am 15. März haben wir sie gefragt, wie es um die Gleichstellung der Frauen in der bayerischen Politik bestellt ist – und wie es gelingt, noch viel mehr Frauen in Ämter und Mandate zu bringen.
Wie war der Start? Was ist anders in der Landespolitik im Vergleich zu deinen Ehrenämtern vorher?
Durch die anstehende Kommunalwahl gab es keine „Schonfrist“. Zu den Aufstellungsversammlungen gab es viele Nachfragen zum Frauenstatut, die schnell beantwortet werden mussten. An dieser Stelle: Wir haben ein phantastisches Team in der Landesgeschäftsstelle! Meine anderen Ehrenämter sind oder waren entweder monothematisch (z.B. war ich Sprecherin von AufgeMUCkt, des Bündnisses gegen die dritte Startbahn am Flughafen München) oder eben begrenzt auf die eigene Region. Der Blick auf die gesamte Partei ist strategischer, umfassender, aber auch sehr ins Detail gehend.
Die Grünen sind Vorreiterinnen in der Frauenpolitik. Sind wir nach 40 Jahren Parteigeschichte nicht längst am Ziel?
Wir sind eine feministische Partei und das war mit ein Grund, warum ich zu den Grünen gegangen bin. Auf Landes- und Bundesebene hat unsere Frauenquote sichtbaren Erfolg. Auf kommunaler Ebene ist das aber nicht überall der Fall. Da müssen wir hinschauen, müssen die Strukturen analysieren und Hindernisse für Frauen beseitigen. Im Frauenförderprogramm sehen wir ja, wie viele tolle, motivierte Frauen wir überall in Bayern haben. Diesen Schatz müssen wir auch heben.
Welches ist aus deiner Sicht aktuell das wichtigste frauenpolitische Thema in Bayern, wo ist der größte Handlungsbedarf?
Auf den Stimmzetteln zur Kommunalwahl kannst du nur einen Landrat oder einen Oberbürgermeister wählen. Das zeigt deutlich, wo wir in Bayern aktuell stehen. Unter 71 Landrät*innen gibt es lediglich 5 Frauen, bei den Oberbürgermeister*innen sind von 54 nur 3 Frauen. Antifeminismus, Frauenhass, Gender Pay Gap, Gender Data Gap, gläserne Decke – ein paar Stichworte, die zeigen, dass es noch extrem viel zu tun gibt.
Was empfiehlst du politisch interessierten Frauen, die bislang noch nicht bei einer Partei aktiv waren? Wie gelingt der Einstieg am besten?
Trau dich! Vernetze dich mit anderen Frauen und such dir Unterstützung. Über die Webseiten der grünen Kreis- und Ortsverbände kannst du auch schon im Vorfeld Kontakt aufnehmen, dann kennst du schon jemanden und der erste Schritt in eine Versammlung ist einfacher. Ein guter Einstieg ist häufig auch ein spezielles Thema, das bei dir vor Ort gerade diskutiert wird.
Was können wir dafür tun, damit bei der Kommunalwahl richtig viele Frauen in die Räte gewählt werden?
Macht „Frauen in der Politik“ zum Thema, stellt eure Frauen mit ihren Kompetenzen vor, diskutiert über Gleichstellung, macht das Thema sichtbar. Benennt, welche positiven Veränderungen Frauen in den Räten bringen. Zeigt auf, welche Themen fehlen, wenn Frauen fehlen. Nutzt dazu auch den Internationalen Frauentag am 8. März.
Und was ist dein ultimativer Tipp für alle Frauen, die sich am 15. März zur Wahl stellen?
Stell dich in die erste Reihe – und zwar so, wie du bist. Du kannst es!
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