Beschluss auf der Landesausschuss-Sitzung am 12.09.2020
Clubkultur in Bayern ist vielseitig und vielschichtig. Vom „Harry Klein“ in München, über das „Alte Spital“ in Viechtach oder die „Posthalle“ Würzburg bis hin zum „Hirsch“ in Nürnberg, um vier Beispiele zu nennen. Die Clubs und Live-Bühnen sind groß und klein, sie bedienen unterschiedlichste musikalische Genres. Sie sind über Stadt und Land verteilt und leisten so einen wertvollen Beitrag für gleich-wertige Lebensverhältnisse.
Clubs fungieren oftmals als innovative Labore für neue Musikstile und machen so künstlerische Freiheit erlebbar. Die Live- und Clubkultur steht für ein Publikum aus Menschen, die dort ihre Individualität und Diversität leben, die aber auch das soziale und kulturelle Miteinander zelebrieren.
Nach einem Urteil des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg („Berghain-Urteil“) von 2016, wurden aufgrund der künstlerischen, konzertähnlichen und besonderen Kreativität des Programms, Clubs als Kultureinrichtung bestätigt (AZ.: 5 K 5089/14). Daraus ergibt sich die Abgrenzung von Clubs etwa zu Diskotheken.
Clubs werden nach der Bauordnung in der Praxis allerdings als Vergnügungsstätten eingestuft. Damit sind sie gleichgestellt mit Bordellen, Sex-Kinos oder auch Spielhallen.
Aufgrund heranrückender Bebauung geraten Live-Bühnen und Clubs vielerorts unter Druck und besonders in städtischen Gebieten droht ihnen durch Gentrifizierung oftmals die ersatzlose Verdrängung.
Corona bedingte wirtschaftliche Herausforderungen durch Veranstaltungsverbote und Infektionsschutz kommen zu den bestehenden Hürden hinzu. Aufgrund der speziellen Bedarfe der Branche greifen die bestehenden Hilfen nicht, oder nicht ausreichend. Insolvenzen werden so unvermeidbar. Clubsterben rasant beschleunigt.
Die Grünen in Bayern wollen die Clubkultur in Bayern unter einen besonderen Schutz stellen.
Wir fordern:
1. In der Bayerischen Bauordnung (BayBo) klarzustellen, dass Clubs und Livemusikspielstätten Anlagen für kulturelle Zwecke sind und sie somit als Kultureinrichtung zu definieren, rechtlich anderen Kulturorten wie Theatern, Opernhäusern oder Programmkinos gleichzustellen.
2. Das „Agent of Change“-Prinzip durch eine Gesetzgebung bayernweit einzuführen, damit die heranrückende Bebauung an schützenswerte Kultureinrichtungen bereits beim Bau für einen angemessenen Schallschutz Sorge tragen muss.
3. Clubs und Livemusikspielstätten durch landeseigene und kommunale Schallschutzfonds bei der Verbesserung des Schallschutzes zu unterstützen.
4. Clubs und Livemusikspielstätten in die Kultur- und Corona-Förderprogramme des Freistaats mitaufzunehmen und dadurch Unterstützung zum Überleben, zur Digitalisierung sowie technischen Erneuerung und Sanierung, bereitzustellen.
Neuste Artikel
Vorstandsquote, Kultur und Medien, Vielfalt leben
Vorstandsquote Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen der über 180 großen Börsenunternehmen in Deutschland liegt bei nur 10,7 Prozent. Ohne gesetzliche Regelungen bewegt sich nichts. Die grüne Bundestagsfraktion fordert in unserem Antrag, dass die Quote von 30 auf 40 Prozent erhöht wird und von den derzeit etwas mehr als hundert Unternehmen nun auf alle börsennotierten oder…
Lettenbauer: „Kinder müssen höchste Priorität haben“
Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz kommentiert die Parteivorsitzende der bayerischen GRÜNEN Eva Lettenbauer: „Es fühlte sich an, wie beim Mantra singen: Ständig haben wir Grüne in den letzten Monaten darauf bestanden, dass die Menschen Perspektiven und eine weitsichtige Corona-Strategie bekommen. Stets haben wir auf regelmäßige Tests für alle und einen klugen Impfplan gedrängt. Das Testangebot für…
Mitglieder
Grüner Mitglieder-Rekord: Bayer*innen wollen Zukunft in der Partei gestalten
Pressemitteilung Die bayerischen GRÜNEN knacken erneut ihre Mitglieder-Höchstmarke: 2020 stieg die Zahl der Mitglieder auf 17.477. Eike Hallitzky, Parteivorsitzender der bayerischen GRÜNEN, sieht darin einen klaren Ansporn für die engagierte Parteiarbeit im Bundestagswahljahr 2021: „So viele Menschen wie noch nie zuvor sind Mitglied bei uns GRÜNEN, weil sie die Zukunft in Bayern gestalten wollen. Auch…
Ähnliche Artikel
Kultur
Live-Talk: Bayerns Kulturszene am Boden – So kommen wir wieder hoch
Geschlossene Theater, auftragslose Künstler*innen, der Kulturstaat Bayern in Not: Weite Teile der bayerischen Kulturszene sind in einer existenzbedrohenden Lage. Darüber sprach der grüne Landesvorsitzende Eike Hallitzky mit Luise Kinseher, Till Hofmann und MdL Sanne Kurz am 20. Mai live im Netztalk.
Kultur
Kultur ins Grüne Grundsatzprogramm
Beschluss auf der Landesausschuss-Sitzung am 15.02.2020 Kultur ist die Grundlage menschlichen Zusammenlebens und elementarer Bestandteil der grünen politischen Idee. Wir GRÜNE in Bayern fordern darum: Kultur muss im neuen grünen Grundsatzprogramm einen gebührenden Stellenwert einnehmen. Die umfassende Bedeutung von Kultur als Teil der grünen Identifikation gehört in die Präambel und in den Werteteil des Grundsatzprogramms….
Asyl
Kulturarbeit von und mit Geflüchteten fördern
Kulturelle Teilhabe ermöglichen, kreative Potentiale stärken – öffentliche Förderung für die Kulturarbeit von und mit Geflüchteten Weltweit waren noch nie so viele Menschen auf der Flucht. Viele Geflüchtete suchen täglich auch Schutz in Bayern. Die Unterbringungssituation einiger Erstaufnahmeeinrichtungen im Freistaat ist mangelhaft: Es herrscht drangvolle Enge, die vorgegebenen 7 m2 pro Person werden oftmals unterschritten. Zunehmend…