Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz 2017 in Deggendorf
Die bayerischen Alpen: Ein Paradies – in Gefahr!
Die Schönheit von Natur und Landschaft der bayerischen Alpen ist das Markenzeichen des Freistaats: Artenreichtum & landschaftliche Vielfalt, Kultur & Tradition, Wirtschaftskraft & Lebensqualität. Der bayerische Alpenraum gleicht einem Paradies – doch das Paradies ist bedroht!
Der wachsende Tagestourismus überrollt Dörfer und Natur – und hinterlässt wenig Wertschöpfung in unseren international nur noch selten konkurrenzfähigen Tourismusorten. Der Klimawandel und viele Schadstoffe, nicht zuletzt verursacht durch den immensen Straßenverkehr und den alpenquerenden Güterverkehr, setzen dem sensiblen Ökosystem zu. Besonders betroffen ist davon der Bergwald mit seinen vielfältigen Schutzfunktionen.
Der demographische Wandel, hohe Immobilienpreise, Abwanderung junger Leute in die Städte, der Preisverfall in der Landwirtschaft und eine alternde Infrastruktur bedrohen die Zukunftsperspektiven des bayerischen Alpen- und Alpenvorlandes.
Die CSU-Staatsregierung unternimmt dagegen nichts, sie zerstört mit Schneekanonen, Skischaukeln, Gewerbegebieten auf der grünen Wiese und immer mehr Straßenverkehr das wertvollste Kapital: die Schönheit der Natur und das kulturelle Erbe.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, braucht es eine politische Perspektive, die Natur- und Landschaftsschutz, Lebensqualität und Wohlstand für die Bevölkerung im bayerischen Alpenraum vereint. Eine Perspektive auf eine prosperierende Zukunft für die nächsten Jahrzehnte, in der es sich zu leben und zu investieren lohnt, in der Schönheit und Reichtum von Natur und Landschaft nicht aufgezehrt, sondern als gemeinsames Erbe und Kapital für morgen verantwortungsvoll erhalten und ideenreich gestaltet werden.
Die GRÜNE Strategie für die Alpen- und Voralpenregion beinhaltet Natur- und Landschaftsschutz ebenso wie eine verträgliche Tourismusentwicklung und Konzepte für zukunftsfähige Mobilität und eine erneuerbare Energieversorgung. Und sie setzt der viel beklagten Sogwirkung der Ballungsräume eigenständige, tragfähige Entwicklung entgegen.
Unser größtes Kapital: Vielfalt und Schönheit von Natur und Landschaft erhalten!
Die einzigartigen Lebensräume mit ihren Mooren, Flusslandschaften, Wäldern und Gebirgslandschaften wollen wir GRÜNE erhalten. Der ökologische Reichtum und die landschaftliche Schönheit prägen die Region. Sie sind die entscheidende Grundlage für Lebensqualität und wirtschaftliche Chancen der Menschen, die hier leben. Deshalb:
- Einbeziehung des Ammergebirges in die ergebnisoffene Suche nach geeigneten Nationalparkstandorten in Bayern.
- Erhaltung der verbliebenen frei fließenden Gewässer. Renaturierung geeigneter Gewässer. Revitalisierung von Mooren.
- Wildtiermanagementkonzepte für wiederkehrende große Beutegreifer wie Braunbär, Wolf und Luchs.
- Keine neuen Beschneiungsanlagen und keine Gewerbegebiete auf der „grünen Wiese“.
Statt Zersiedelung: Intakte Orts- und Landschaftsbilder pflegen und entwickeln!
Anstatt Großmärkte, Discounter und Fast-Food-Ketten am Ortsrand oder gar neue Gewerbegebiete an Autobahnen zu schaffen, wollen wir die Ortszentren stärken. Die GRÜNEN wollen den ländlichen Raum auch für junge Menschen wieder anziehend machen:
- Schnelles Internet für alle Haushalte. Flächendeckend gute Mobilfunkversorgung.
- In den Klein- und Mittelstädten des Voralpenlandes soll der Grundsatz „kompakt, urban, grün“ gelten. Das Leitbild „Stadt der kurzen Wege“ ermöglicht es, viele Wege des täglichen Bedarfs fußläufig oder mit dem Fahrrad anstatt mit dem PKW zu erledigen. Dies ist auch eine wichtige Vorsorge für ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Alter.
- Verkehrsberuhigung und Aufwertung des öffentliche Raums, Unterstützung von Dorfladeninitiativen. Dadurch Steigerung der Attraktivität kleinerer Siedlungen für die Bewohnerinnen und Bewohner und für den Tourismus.
- Wiedereinführung des von der Staatsregierung aufgehoben Anbindegebots: Gewerbegebiete sollen nur angrenzend an bestehende Siedlungsstrukturen möglich sein um die Zersiedelung der verbliebenen Freiflächen zu begrenzen.
Gut für die Natur – gut für den Menschen: Bäuerliche Landwirtschaft retten, Bergwald sichern!
Ziel der GRÜNEN ist es, die traditionellen, bäuerlichen Strukturen zu erhalten. Weil sie angesichts fallender Preise oft nicht konkurrenzfähig sind, brauchen sie unsere Unterstützung. Deshalb wollen die GRÜNEN:
- Staatliche Programme für Direkt- und Regionalvermarktung und regionale Markenbildung. Diversifizierung des Produktangebotes und eine höhere regionale Wertschöpfung durch Lebensmittelverarbeitung und -vertrieb vor Ort. Nicht nur, aber auch BIO.
- Förderung von genossenschaftlichen Kooperativen. Wiederbelebung des Produkts „Urlaub auf dem Bauernhof“.
Der Bergwald ist wichtig für Natur und Mensch: Als Lebensraum, Erholungsraum, als Schutzwald vor Erosion und als Holzlieferant. Klimawandel und Abgase setzen dem Wald massiv zu. Deshalb streben die GRÜNEN an:
- Markeninitiative „Bayerisches Bergwaldholz“ mit dem Ziel der Vermarktung einheimischer Holzarten für Qualitätsprodukte. Anreize zur Umsetzung von Bauprojekten in Holzbauweise.
- Wirksame Reduzierung des Wildverbisses.
- Änderung des Bayerischen Waldgesetzes, damit unerlaubte Kahlschläge bußgeldbewährt werden und nur in begründeten Ausnahmefällen nach Antrag des Waldbesitzers von der unteren Forstbehörde bewilligt werden können.
- Grundeigentümer*innen und ortsansässige Jäger*innen sollen verstärkt Zugang zur Jagdausübung erhalten. Dazu soll die Mindestpachtzeiten abgesenkt, der Zusammenschluss zu Eigenjagden erleichtert sowie übergroße Pachtflächengrößen verkleinert werden. Die Jagdzeiten des Schalenwilds sollen an wildbiologische Gesichtspunkte angepasst werden.
Vielfalt und Schwerpunktbildung: Wirtschaftliche Prosperität für morgen!
Die Region fällt hinter die Wachstumsmagneten der Großstädte zurück. Wir brauchen hochwertige Arbeitsplätze im Alpenraum für die langfristige Existenzsicherung der einheimischen Bevölkerung.
Somit wirken wir der Abwanderung junger Menschen entgegen und ermöglichen Wohlstand auch für die Zukunft. Die GRÜNEN wollen:
- Den Tourismus international wieder wettbewerbsfähig machen: mit sanften, kreativen und inklusiven Konzepten. Diversifizierung des Angebotes im gesamten Jahr – jenseits des wenig zukunftsträchtigen Alpin-Skifahrens.
- Eine „Gesundheitsregion bayerischer Alpenraum“ etablieren und weiterentwickeln.
- Gründung eines einheitlichen Tourismusverbandes und einer Dachmarke „Bayerische Alpen“.
- Ansiedlung von Gründer- und Innovationszentren.
- Schnelles Internet überall.
Mobilitäts- und Energiewende: Infrastruktur fit für die Zukunft machen!
Am Auto führt derzeit bei uns kein Weg vorbei. Dabei machen es uns unsere österreichischen und Schweizer Nachbarn vor: Innovative Angebote mit ÖPNV, Fahrrad, Car- und Ride-Sharing verbessern die Mobilität für jung & alt, erhöhen die Attraktivität für Touristen und schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Im Energiebereich werden zu viele Chancen vertan. Der ländliche Raum kann künftig der Energieversorger der Städte sein, doch dazu braucht es jetzt Investitionen in Erneuerbare Energien. Die GRÜNEN wollen den Alpenraum zum Vorreiter machen:
- Schaffung flächendeckender, einheitlicher und einfacher Tarifverbünde und massiver Ausbau des ÖPNV.
- Ausbau eingleisiger Bahnstrecken zu elektrifizierten zweigleisigen Strecken. Einrichtung zusätzlicher Haltepunkte bzw. Reaktivierung ehemaliger Haltepunkte, insbesondere in Einzugsbereichen von Klein- und Mittelstädten. Gute Busverbindungen zwischen den Städten mit engen Takten.
- Bessere Fahrradmitnahme, auch im Bus. Bike-Sharing-Systeme in den Städten und gute, sichere Radwege auch auf dem Land.
- Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung v.a. mit Geothermie und Fotovoltaik.
Alpenplan einhalten, Alpenkonvention umsetzen!
Bereits 1972 wurde im sogenannten Alpenplan die Erschließung der bayerischen Alpen geregelt und begrenzt. Im Jahr 1991 wurde die Alpenkonvention von allen Anrainerstaaten unterzeichnet. Leider fehlt es gerade in Bayern am politischen Willen, die Protokolle und Deklarationen der Alpenkonvention tatsächlich umzusetzen. Die Skischaukel am Riedberger Horn im Allgäu zeigt exemplarisch, dass die CSU-Staatsregierung diese sinnvollen Leitlinien mit Füßen tritt und damit sogar einen völkerrechtlichen Vertrag bricht. Die Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik der EU setzte bislang ebenfalls wenig Anreize, die die Umsetzung der Alpenkonvention vorangebracht hätten.
Die GRÜNEN treten dafür ein, den Alpenplan einzuhalten und die Alpenkonvention endlich umzusetzen. Nur so können Lebensgrundlagen und Lebensqualität der Menschen, die Artenvielfalt und die einzigartigen Kulturlandschaften für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.
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