Beschluss des Digitalen Kleinen Parteitags der bayerischen Grünen vom 11. Juli 2020
Um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen, muss die Verkehrswende möglichst schnell umgesetzt werden. Schließlich verzeichnet der Verkehrssektor weiterhin wachsende CO2-Emissionen. Spätestens in 30 Jahren dürfen wir keine fossilen Treibstoffe mehr verwenden. Die Bahn ist die Form der Elektromobilität, die heute schon in großem Stil funktioniert. Zusammen mit der Energiewende ist die Bahn für uns der zentrale Baustein klimaneutraler Mobilität. Deswegen müssen Personen- und Güterverkehr in sehr großem Umfang verbindlich von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Das gilt besonders für den alpenquerenden Verkehr und ebenso für den Flugverkehr auf kurzen und mittleren Distanzen wie von Bayern nach Italien.
Die GRÜNEN kritisieren die Bundesregierung, dass sie:
- bis heute keine Strategie vorgelegt hat, wie eine massive Verlagerung des Güter- und Personenverkehrs bundesweit und international auf die Schiene erfolgen kann,
- kein Gesamtkonzept vorgelegt hat, wie ein das Schienennetz bundesweit ausgebaut werden muss, um eine massive Zunahme des Eisenbahnverkehrs zu ermöglichen,
- keine Ansätze zu einer adäquaten Einpreisung der Folgekosten des Verkehrs oder anderer Strategien zur Verkehrsvermeidung verfolgt,
- mit den Planungen für den Brenner-Nordzulauf viel zu spät begonnen hat, obwohl die Zulaufstrecke in Tirol seit vielen Jahren fertig ist und der Brenner-Basistunnel 2030 in Betrieb gehen soll,
- keine Planungen verfolgt, wie der Mehrverkehr auf der Schiene infolge des Brenner-Basistunnels jenseits des Planungsabschnitts Staatsgrenze-Rosenheim-Grafing Bahnhof in Richtung Knoten München bzw. von Rosenheim nach Mühldorf-Landshut-Regensburg bzw. von Rosenheim via Freilassing weitergeführt werden soll und dass keine für alle Abschnitte des Brenner-Nordzulaufs konsistenten Prognosehorizonte und Prognosen zugrunde gelegt werden.
Ferner kritisieren die GRÜNEN, dass weder die Bundesregierung noch die Bayerische Staatsregierung ein Maßnahmenpaket entwickelt haben, das der vom Schienenausbau betroffenen Region Rosenheim spürbare Vorteile im Nahverkehr, beim Lärmschutz und anwohner- und naturverträglicher Bauweise entgegenkommt. Damit haben Bundes- und Staatsregierung Widerstand gegen den Schienenausbau entfacht, anstatt gemeinsam mit der Region eine bestmöglichen Lösung zu finden, die den nötigen Kapazitätsausbau dieser internationalen Schienenachse mit größtmöglichen Nutzen für die Region vereint.
Deshalb verfolgen die GRÜNEN folgende Ziele:
- Für den öffentlichen Nahverkehr: Ein umfassend verstärkter und verbesserter öffentlicher Personennahverkehr mit einem S-Bahn-ähnlichen Angebot für den Linienstern Rosenheim. Dazu ein engmaschiger und dicht getakteter Bus- und Bedarfsverkehr in der Region Rosenheim mit Stundentakt in jedem Ort von früh um 5:00 Uhr bis 24:00 Uhr und Anschluss an den Schienenverkehr. Dadurch erreichen wir eine deutliche Entlastung des Straßenverkehrs. Die beiden vorhandenen S-Bahn-Gleise zwischen Grafing und Trudering bleiben gemäß den Zusagen des BMVI aus dem Jahr 1994 dauerhaft ausschließlich S-Bahnen und regionalem Personennahverkehr vorbehalten, um einen attraktiven und insbesondere zuverlässigen Nahverkehr sicher zu gewährleisten.
- Für den Personenfernverkehr: Erheblich ausgeweitete und beschleunigte Reiseverbindungen im Fernverkehr sowie Nachtzugverbindungen zwischen Deutschland, Österreich und Italien, eingebunden in den deutschlandweiten Taktfahrplan „Deutschlandtakt“.
- Für den Güterverkehr: Massive und zwingende Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene durch wirksame Maßnahmen wie eine Korridormaut von München bis Verona oder eine internationale Alpentransitbörse. Eine adäquate Bepreisung des Güterverkehrs durch den hochsensiblen Alpenraum hilft, unnötige Verkehre zu vermeiden. Der vervielfachte Güterverkehr auf der Schiene wird eingebettet in ein Gesamtkonzept zur Weiterführung der Züge über Rosenheim hinaus. Deshalb wollen wir den Ausbau der Schienenkapazitäten koordiniert in allen Teilabschnitten für den gesamten Nordzulauf auf der Grundlage von Langfristprognosen zügig realisieren. Damit erreichen wir eine tiefgreifende Verringerung der Staus und des LKW-Aufkommens.
- Für mehr Lärmschutz: Sowohl auf der Bestandsstrecke von München-Trudering bis Kiefersfelden als auch auf der Neubaustrecke realisieren wir Lärmschutz nach den höheren Grenzwerten der Lärmvorsorge und fordern besonders hohe Lärmschutzstandards wie im österreichischem Unterinntal oder am Oberrhein. Dabei fordern wir, dass dieser Lärmschutz an der Bestandsstrecke spätestens bis zur Inbetriebnahme von ETCS (European Control System) realisiert ist.
- Für den Schutz der Bevölkerung und der Natur: Die sensible Topographie des Alpenvorlands und der Alpenregion berücksichtigen wir durch eine landschafts- und anwohnerfreundliche Trassierung, die wie im Tiroler Inntal in weiten Teilen im Tunnel oder in Trögen verläuft. Die unterirdische Führung minimiert den Flächenverbrauch und sichert wertvolle landwirtschaftliche Flächen im engen Inntal sowie ökologisch wichtige Biotope.
- Für die Bahn als Rückgrat der Verkehrswende: Die Eisenbahn wird zum Rückgrat der Verkehrswende. Güter gehören auf die Bahn, dafür sorgen wir. Eine gut ausgebaute Bahn kann mehr als doppelt so viele Passagiere pünktlicher und schneller befördern als heute. Das Reisen mit der Bahn wird komfortabel und macht Freude. Der vorgesehene Ausbau der Autobahn und weiterer Fernstraßen wie der B15neu in der Region wird überflüssig.
Die zwei bestehenden Gleise von Grafing bis Rosenheim und im Inntal bis Kiefersfelden reichen auch mit technischer Aufrüstung nicht aus, um den zusätzlichen Bahnverkehr nach Fertigstellung des Brenner-Basistunnels aufzunehmen. Dazu brauchen wir die notwendige Infrastruktur. Deshalb wollen wir den Ausbau der Schienenkapazitäten auf vier Gleise zügig realisieren. Dies entspricht dem gesetzlich festgestellten Bedarf und ist Grundlage des derzeitigen Raumordnungsverfahrens.
Neuste Artikel
Kein Herz für Kinder – die CSU lehnt den Kampf gegen Kinderarmut ab
Pressemitteilung Es war DAS Thema der Konferenz der Jugend- und Familienministerinnen und -minister: die Kindergrundsicherung. 15 Bundesländer haben sich in Potsdam für eine Einführung ausgesprochen. Nur Bayern hat dagegen gestimmt. Markus Söder setzt weiter auf Blockade statt konstruktiver Politik. Wahlkampfmanöver sind der CSU wichtiger als unsere Kinder. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut…
Beschluss migration
Humane Migrationspolitik
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 21.05.2023 Das grüne Grundsatzprogramm sagt: Unsere Demokratie ist keine, in der Zugehörigkeit auf Herkunft basiert, sondern eine offene Gesellschaft, in der wir uns gemeinsam darüber verständigen, wie wir zusammenleben wollen. Wir GRÜNE Bayern verstehen Vielfalt als Bereicherung. Menschen, die zu uns kommen, sind Teil unserer Gesellschaft. Der furchtbare Angriffskrieg Putins gegen…
Wohnen
Mietmeister Bayern – Söder macht das Wohnen teuer
Durch die verfehlte Wohnungspolitik der Staatsregierung wird Wohnen zum Luxus Pressemitteilung Wohnen ist ein Grundbedürfnis für jeden Menschen. Alle sollen da leben können, wo Freunde, Kitas und Jobs sind – auch diejenigen mit kleinem Geldbeutel. Aber das ist in Bayern nicht mehr für jeden möglich. Wohnen ist zu teuer. Wohnen wird zum Luxusgut. Mieten sind…
Ähnliche Artikel
Mobilität
Neuer Schwung für alte Gleise
Es könnte so schön sein, so einfach und so umweltfreundlich: Überall in Bayern gibt es alte Bahngleise, die ungenutzt in der Landschaft herumliegen. Mit etwas mehr politischem Willen in der Staatsregierung ließen sie sich wiederbeleben. So könnten wir das Bahnangebot in Bayern schnell und einfach ausbauen und vielen Menschen eine bequeme Alternative zum Auto bieten.
Mobilität
Ladesäule gesucht
E-Autos boomen in Bayern. Immer mehr Menschen steigen auf einen emissionsfreien Wagen um. Andere haben Zweifel, ob sich ein E-Auto in ihrem Alltag bewährt – vor allem auf dem Land. Finde ich eine Ladesäule, wenn ich sie brauche? Über Fragen wie diese hat unsere Landesvorsitzende Eva Lettenbauer mit dem ADAC-Experten Florian Hördegen gesprochen.
Mobilität
Einfach Bus und Bahn fahren: Fünf Verkehrsverbünde – flächendeckend in Bayern
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 6.11.2021 Busse und Bahnen in Bayern können sowohl in den Städten wie auch auf dem Land einen wesentlich stärkeren Beitrag zu Verkehrswende und Klimaschutz leisten als heute. Dafür wollen wir die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs ÖPNV stark vereinfachen und modernisieren. Ein wichtiger Schritt ist die Schaffung von flächendeckenden Verkehrsverbünden. Angelehnt an…