E-Autos boomen in Bayern. Immer mehr Menschen steigen auf einen emissionsfreien Wagen um. Andere haben Zweifel, ob sich ein E-Auto in ihrem Alltag bewährt – vor allem auf dem Land. Finde ich eine Ladesäule, wenn ich sie brauche? Über Fragen wie diese hat unsere Landesvorsitzende Eva Lettenbauer mit dem ADAC-Experten Florian Hördegen gesprochen.
Herr Hördegen, fahren Sie auch ein E-Auto?
Ja, ich habe über 100.000 Kilometer mit meinem E-Auto hinter mir – auch in ländlichen Gebieten und teilweise auch fluchend. Gerade auf langen Strecken habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, das Auto stehen zu lassen.
Ich wohne in einem kleinen Dorf in Nordschwaben. Wenn ich hier in der Region unterwegs bin, nutze ich meistens mein E-Auto. Das klappt wunderbar. Ich lade es immer zu Hause an meiner Wallbox.
Die Geschichte mit der Wallbox ist spannend. Es gab eine Förderung und viele Leute haben sich eine Wallbox angeschafft, ohne ein eigenes Elektroauto zu besitzen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die Förderung so gewollt war – aber ich finde das gut, denn ich glaube, dass diese Leute sich über Kurz oder Lang mit der Anschaffung eines Elektroautos beschäftigen werden.
Ich habe neulich mal getestet, wie es ohne Wallbox klappen würde. Ich habe am Abend nicht noch mal vollgeladen und meine Route für den nächsten Tag inklusive Ladestopp gut geplant. Ich musste an der Ladesäule kurz warten, sonst lief es super.
Bis vor einem Jahr stand ich immer alleine an der Schnellladesäule. Kürzlich habe ich gerade noch den letzten freien Platz bekommen. Das hat sich massiv geändert. Seit etwa einem Jahr ist es merklich voller. Wir kommen dadurch an eine Grenze.
Brauchen wir also mehr Ladesäulen, vor allem am Land?
Ja, die Gemeinden sind gefordert, auch am Land mehr Lademöglichkeiten anzubieten. In Dörfern oder Kleinstädten hat mich die Suche nach einer Ladesäule schon manchmal vor ein Problem gestellt. Andererseits erledigt sich das mehr und mehr, weil die Fahrzeuge immer größere Reichweiten haben. Trotzdem: Immer mehr Menschen in Bayern fahren ein Elektroauto und sie brauchen mehr Ladesäulen.
Die neue Bundesregierung hat den Aufholbedarf erkannt, wir wollen bis 2030 eine Million Ladesäulen in Deutschland bauen. Ziehen die Staatsregierung und Verwaltung in Bayern mit?
Klar ist, es braucht den politischen Willen für eine Ladeinfrastruktur am Land. Den erkenne ich nicht immer. Wenn ich etwa durch Nordschwaben fahre, sehe ich sehr wenige Elektroautos. Ich denke, vor allem in der Lokalpolitik gibt es einen großen Aufholbedarf.
Bei den Neuzulassungen boomen E-Autos. Trotzdem sind sich viele Menschen noch nicht sicher, ob das in ihrem Alltag wirklich klappt. Wie können wir sie überzeugen?
Es ist vor allem die berühmte Reichweitenangst, die noch immer viele verspüren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Den allermeisten Fahrer*innen, eingeschlossen mir als Vielfahrer, reichen 350 Kilometer in der Praxis total. Mit einmal Nachladen kommt man 650 Kilometer weit. Das ist eine faire Reichweite für den Alltag. Das zweite große Thema für die Menschen ist die Ladeinfrastruktur, über die wir ja schon gesprochen haben. Da muss sich dringend was tun.
Ich denke, das kriegen wir hin. An der Ladesäule komme ich oft mit neugierigen Menschen jeden Alters ins Ratschen. Ich nehme eine große Aufgeschlossenheit wahr. Danke für das Gespräch, Herr Hördegen!
Dieses Gespräch ist erstmals im April 2022 in unserem Magazin erschienen. Als grünes Mitglied bekommst du es bequem per Post zu dir nach Hause. Also wie wär’s? 😉
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