Martin Heilig ist Bayerns erster Klimabürgermeister. Bei der Kommunalwahl 2020 hat er in Würzburg ein sensationelles Ergebnis für uns GRÜNE geholt. Seit gut einem Jahr ist er im Amt. Was er schon geschafft hast, wo er hin will und was er von einer grünen Bundesregierung erwartet, erzählt er hier.
Martin, wie kommst du morgens ins Büro?
Mit dem Rad. Das sind so drei Kilometer, es geht meist den Berg runter. Ich bin ziemlich schnell da.
Du gehst als Klimabürgermeister also mit gutem Beispiel voran. Was sind deine Aufgaben?
Zuerst einmal bin ich ja der Zweite Bürgermeister für alle Themen und vertrete den Oberbürgermeister. Als Klimabürgermeister leite ich das Klima- und Umweltreferat der Stadt Würzburg. Dort läuft die ganze Planung zusammen: Wie schaffen wir es, die Stadt klimaneutral zu kriegen? Wie ändern wir die Energieversorgung? Gerade machen wir ein neues Klimaschutzkonzept. Zu meinem Referat gehört auch das Gartenamt, das hier ganz wichtig ist. Denn wir haben 180 Spielplätze, viele Parkanlagen, ungefähr 40 Hektar Stadtwald.
Was hast du bisher konkret erreicht?
Allein im ersten Jahr haben wir 15.000 neue Bäume gepflanzt, wir haben eine Solarpflicht beschlossen und wir haben ein Konzept für die Innenstadt gemacht: den „Masterplan Freiraum“. Da geht’s darum, wie wir es schaffen, die Stadt grüner zu machen und kühlendes Wasser in die Stadt zu bringen. Wir stellen jetzt die Weichen. Die Ergebnisse werden wir aber erst in den nächsten Jahren sehen.
Wie unterscheiden sich denn Klimaschutz in der Stadt und auf dem Land?
Klimaschutz kann nie an der Stadt- oder Gemeindegrenze enden. Insbesondere in Verkehrsfragen: Den ÖPNV muss man zusammen gestalten. Da sind wir im ganz engen Austausch mit den angrenzenden Landkreisen im Verkehrsverbund. Ein großer Unterschied ist bei uns, dass wir als Stadt Würzburg Eigentümerin der Stadtwerke sind. Da haben wir tolle Möglichkeiten, um Erneuerbare voranzubringen.
Wir haben hier in Würzburg eine enorme Herausforderung: Wir sind eine der heißesten und trockensten Großstädte in Deutschland. Die vielen Gebäude heizen sich auf und geben viel Wärme ab. Solche Effekte gibt es auf dem Land nicht so stark.
Was muss sich nach der Bundestagswahl so schnell wie möglich ändern, damit Bayern endlich weiterkommt auf dem Weg zum klimaneutralen Bundesland?
Du kannst in der Kommune wahnsinnig viel bewegen, aber du brauchst die richtigen Rahmenbedingungen. Die Straßenverkehrsordnung zum Beispiel ist gefühlt noch aus dem vorletzten Jahrhundert und total autozentriert. Wenn wir vor Ort mehr Möglichkeiten bekämen, selbst über Tempo-30-Zonen oder Flaniermeilen zu entscheiden, da wäre viel gewonnen. Ein weiterer Punkt ist die finanzielle Unterstützung. Wenn wir zum Beispiel für die 38 wichtigsten Gebäude in Würzburg den Passivhausstandard haben wollen, was wir müssen, um klimaneutral zu werden, dann fehlt uns über eine Milliarde
Euro. Da braucht’s einfach Unterstützung vom Bund. Ich freue mich auf eine starke grüne Regierung, die uns hilft, zukunftsfähig zu werden.
Das Gespräch erschien erstmals in leicht veränderter Form im Mitgliedermagazin der bayerischen GRÜNEN vom Juli 2021 (Bild: Christoph Weiß).
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