Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz 2024 in Lindau
Zurzeit werden immer mehr nach Deutschland geflüchtete Jesid*innen in ihre Herkunftsregionen abgeschoben, meistens in den Irak. Bis Ende Oktober 2023 wurden bundesweit schon 164 Jesid*innen abgeschoben, darunter auch viele aus Bayern.
Vor dem Hintergrund, dass der Deutsche Bundestag erst im Januar 2023 den durch den sogenannten „Islamischen Staat“ im Jahr 2014 verübten Genozid an den Jesid*innen anerkannt und die an ihnen ausgeübten Gewalttaten wie Vergewaltigung, Verschleppung, Versklavung und Ermordung aufs Schärfste verurteilt hat, ist diese Entwicklung katastrophal und verantwortungslos.
Die Bundesregierung hatte mit Verweis auf die Feststellung des Genozids noch im März 2023 in einer Antwort auf eine kleine Anfrage erklärt: „Dieser Personengruppe ist es […] nicht zumutbar, in den früheren Verfolgerstaat zurückzukehren.“ Nach Ansicht von Bündnis 90/Die Grünen Bayern hat sich daran in den letzten Monaten nichts verändert, es bleibt weiterhin unzumutbar Jesid*innen abzuschieben.
Vor diesen Hintergründen verurteilt Bündnis 90/Die Grünen Bayern die Abschiebungen aller Jesid*innen und fordert die bayerische Landesregierung dazu auf, diese unverzüglich einzustellen. Die Schwarz-Grüne Regierung in Nordrhein- Westfalen hat bereits einen Abschiebestopp für jesidische Frauen und Kinder verkündet. Das begrüßen wir, wir fordern jedoch in Bayern einen Abschiebestopp für alle Jesid*innen, unabhängig von Alter und Geschlecht.
Den bereits abgeschobenen Menschen muss sofort die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht werden. Sie müssen bei der Rückkehr unterstützt werden, damit sie schnellstmöglich wieder in Sicherheit gelangen.
Aber auch das von Nancy Faeser geführte Bundesinnenministerium und die Bundes- SPD sehen wir in der Verantwortung. Es ist in ihrer Macht, eine bundesweit eindeutige und rechtlich sichere Regelung zum Schutz der Jesid*innen vorzuschlagen. Dass auf dem letzten Bundesparteitag der SPD ein Antrag im Sinne der Sicherheit der Jesid*innen abgelehnt wurde, bedauern wir sehr. Eine bundesweite Lösung ist aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen Bayern absolut notwendig. Deshalb fordern wir von unseren bayerischen Abgeordneten sich gegenüber Nancy Faeser und der Bundesregierung dafür stark zu machen.
Die hierher geflohenen Jesid*innen haben sich inzwischen ein Leben in Bayern aufgebaut und sollten sich gerade nach den traumatischen Erfahrungen, die sie durchleben mussten, hier sicher fühlen können. Die ständige Angst vor einer Abschiebung führt zu Retraumatisierung und erschwert den Aufbau eines neuen Lebens enorm. Sie trotz des verübten Genozids und des damit einhergehenden kollektiven Traumas abzuschieben, widerspricht den Grundsätzen der Humanität.
Neuste Artikel
Rettet die Berge: Jetzt unterschreiben!
Die Beton-CSU ist zurück. CSU und Freie Wähler wäre es am liebsten, dass sie in den bayerischen Bergen tun und lassen können was sie wollen. Das „dritte Modernisierungsgesetz“ soll dir als Bürokratieabbau verkauft werden, aber eigentlich ist es ein Freifahrtsschein für neue Skipisten, Speicherbecken und Seilbahnen – ohne dass Anwohner*innen oder Naturschutzverbände mitreden dürfen. Ist…
Pressemitteilung
Bündnis „Rettet die Berge“ startet mit Protest-Aktion vor der Staatskanzlei
Pressemitteilung Das geplante „Dritte Modernisierungsgesetz“ bedeutet einen immensen Rückschritt für den Naturschutz und wird als Fortschritt („Bürokratieabbau“) an die Bürgerinnen und Bürger verkauft. Auch bedeutet es eine drastische Einschränkung im Mitspracherecht. Im Laufe dieses Sommers soll das Gesetz durch den Landtag gehen, was bedeutet, dass schon ab Oktober 2025 Skigebietsbetreiber*innen in den Alpen faktisch freie…
Pressemitteilung
Jamila Schäfer und Sascha Müller einstimmig als grüne Landesgruppensprecher wiedergewählt
Pressemitteilung Die bayerischen GRÜNEN im Bundestag haben heute einstimmig ihre beiden Sprecher*innen gewählt und Jamila Schäfer und Sascha Müller bestätigt. Die beiden üben diese Aufgabe bereits seit 2021 aus. Die Landesgruppe umfasst in der aktuellen Wahlperiode 14 Abgeordnete. Beide Sprecher*innen sind seit 2021 Bundestagsabgeordnete. Jamila Schäfer und Sascha Müller: „Wir freuen uns über das einstimmige…
Ähnliche Artikel
Geflüchtete
Keine Abschiebungen aus Bayern in den Iran!
Beschluss auf der Landesdelegiertenkonferenz 2024 in Lindau Der Abschiebestopp für den Iran ist in Deutschland zum 31.12.23 ausgelaufen und wurde von der Innenminister*innenkonferenz nicht verlängert, obwohl sich an der politischen Situation im Iran nichts verändert hat. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger*innen aller Parteien in Land und Bund auf, sich für eine dringend notwendige bundesweite Verlängerung…
Geflüchtete
Humane Migrationspolitik
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 21.05.2023 Das grüne Grundsatzprogramm sagt: Unsere Demokratie ist keine, in der Zugehörigkeit auf Herkunft basiert, sondern eine offene Gesellschaft, in der wir uns gemeinsam darüber verständigen, wie wir zusammenleben wollen. Wir GRÜNE Bayern verstehen Vielfalt als Bereicherung. Menschen, die zu uns kommen, sind Teil unserer Gesellschaft. Der furchtbare Angriffskrieg Putins gegen…
Arbeitsmarktpolitik
Win-Win für Bayern und Geflüchtete: Arbeits- und Ausbildungsverbote müssen fallen
Pressemitteilung In Bayern herrscht Arbeitskräftemangel in Ausbildungsberufen und in Berufen ohne Ausbildung – das wollen die GRÜNEN Bayern ändern. Die Abschiebepraxis der Bayerischen Staatsregierung bei der derzeitigen Arbeitsmarktsituation lehnt Eva Lettenbauer, Parteivorsitzende der GRÜNEN Bayern, ab. Sie fordert eine Integrations-Offensive Geflüchteter in den bayerischen Arbeitsmarkt: „Es ist absurd: In Bayern leben tausende Menschen, die…