Thomas von Sarnowski zum 60. Geburtstag von Sepp Daxenberger
„In Waging am See, da haben die GRÜNEN einen Bürgermeister!“ Das war damals, 2003, noch was ganz Neues – und das mitten im tiefsten Oberbayern, zu Zeiten, als die CSU noch eine Zweidrittel-Mehrheit hatte und GRÜNE gegen die „Schwarze Macht“ plakatierten. Ich war da selbst noch ganz neu in der Partei und dieser grüne Bürgermeister aus Waging war für mich der Beweis: dass Bayern anders sein konnte, dass in Bayern mehr drinsteckt, dass die GRÜNEN in Bayern auf dem richtigen Weg waren. Dieser Bürgermeister war auch unser Landesvorsitzender in Bayern, und er hat nicht nur mich inspiriert, ermutigt und begeistert, sondern ganz viele Bayer*innen innerhalb und außerhalb der grünen Partei.
Offen auf alle Menschen zugehen
Sein Name ist Sepp Daxenberger. Ihm war es gelungen, die Mauern zu durchbrechen, denen sich Grüne in ganz Bayern gegenübersahen. Wobei es nicht stimmt, dass er die Mauern durchbrochen hat. Er hat Brücken über die Mauern gebaut, und dann sind die Mauern Stück für Stück von selbst eingebrochen. Sepp war für alle Menschen offen, ob jung oder alt. Er ging erst zum Feuerwehrfest und zum Trachtenverein, dann in die Disko und zum alternativen Festival, zu den jungen Leuten und den „Studierten“ – und warb dabei immer auch für die Perspektive der jeweils anderen. Sepp war ebenso heimatverbunden wie tolerant und modern.
Sepp Daxenberger wäre am kommenden Sonntag, dem 10. April, 60 Jahre alt geworden. Sein Leben endete viel zu früh am 18. August 2010 nach einem langen Ankämpfen gegen den Krebs, und nur drei Tage, nachdem auch seine Frau an Krebs gestorben war. Sepp hat den GRÜNEN in Bayern den Weg gezeigt, und diesen Weg sind wir auch nach seinem Tod weitergegangen.
Sepp kam vom Dorf und war stark verwurzelt in Waging, in seiner Heimat. Da war es ihm einfach unbegreiflich, dass die CSU unser Bayern ganz allein für sich beanspruchte. Er hat als einer der ersten klargemacht, dass das so nicht geht – und damit nachhaltig gewirkt. Dass die CSU Bayern nicht erfunden hat und dass Bayern so viel mehr als die CSU ist, das weiß heute jede*r – und auch, dass es andere sind, die Bayerns schöne Natur wirklich bewahren wollen.
Immer auf dem Boden bleiben
1996 wurde Sepp zum Bürgermeister von Waging gewählt und etablierte erstmals einen anderen Politikstil auf dem oberbayerischen Land:, er machte Schluss mit dem Filz und den Hinterzimmerrunden. Sepp hat die Bürger*innen mitgenommen, hat sie transparent informiert und an Entscheidungen beteiligt. Das war damals etwas völlig Neues. Zugleich war Sepp Daxenberger immer sehr klar in seinen Ansichten und setzte darauf, dass er mit Argumenten überzeugen konnte. Die Menschen in Waging haben ihm den transparenten und kommunikativen Stil gedankt und wählten ihn 2002 mit über 75 Prozent erneut zum Bürgermeister. Wenn man mit Menschen spricht, die Sepp Daxenberger nahe waren, dann heben sie eines immer ganz besonders hervor: Sepp war einer, der sich immer Zeit genommen hat für die Sorgen der Leute. Zuhören, verstehen, mit Argumenten überzeugen und nie die Bodenhaftung verlieren: So machte er Politik und ist damit bis heute ein großes Vorbild.
Als Biobauer ging es Sepp um die Bewahrung der Schöpfung, der unglaublichen Schönheit der bayerischen Natur. Dafür kämpfte er auch auf der Landesebene: als langjähriger Landesvorsitzender, als Spitzenkandidat zur Landtagswahl 2008 und als Fraktionsvorsitzender im Landtag. Dabei wurde er zum großen Schrecken der CSU: Ein unglaublich populärer, bodenständiger und sympathischer Grüner vom Land. Für vieles, was danach gekommen ist, war Sepp ein Wegbereiter. Heute kämpfen wir in seinem Sinne weiter, für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und mehr Fortschritt in Bayern. Und wenn wir bald – mit kräftigem Rückenwind von unserer Bundesregierung – auch in Bayern endlich wieder Windräder bauen dürfen und Bayerns Dörfer mit noch mehr Leben füllen, dann stellen wir uns vor, dass der Sepp mit Stolz von oben auf unser Bayern herunterschaut.
Er fehlt bis heute und wirkt gleichzeitig fort wie kaum ein anderer.
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