In vielerlei Hinsicht war das TV-Duell des Bayerischen Rundfunks historisch: Noch nie gab es einen TV-Schlagabtausch zwischen den bayerischen Grünen und einem bayerischen Ministerpräsidenten. Nie zuvor erreichte unser Spitzenkandidat Ludwig Hartmann in einer Stunde 930 000 Bürger*innen auf einmal. Und noch nie war die Chance für Bayern größer, eine ökologische, gerechte, menschen- und europafreundliche Wende zu erleben.
Es herrschte Anspannung auf beiden Seiten. Markus Söder versuchte, diese mit heroischen Posen zu kaschieren, Ludwig Hartmann hingegen ging in Angriffsposition und war bemüht, Söders Provokationen zu ignorieren, damit Inhalte und nicht die Show im Fokus stehen.
Der BR-Moderator sprach eine breite Themenpalette an, gleich zu Beginn ging es um bezahlbaren Wohnraum – die Problematik der bayerischen Ballungsräume. Davon gibt es in Bayern viele: Nürnberg, München, Regensburg, Augsburg, Würzburg und Landshut sind Beispiele. Ludwig Hartmann kritisierte die CSU scharf, denn die Anzahl der Wohnungen mit Sozialbindungen in Bayern ist von 495.000 im Jahr 1988 auf 148.000 heute geschrumpft. Dazu Ludwig Hartmann: „Wenn wir staatliches Geld in den sozialen Wohnungsbau geben, dann muss auch garantiert werden, dass diese Wohnungen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.“ Diese Wohnungen dürfen nicht an Höchstbietende verkauft werden, machte er klar.
Auch ein Herzensthema unseres Spitzenkandidaten, der Flächenfraß in Bayern, wurde angesprochen. „Wir verbrauchen aktuell circa 10 Hektar am Tag, wir Grüne wollen zurück auf 5 Hektar,“ legte er dar. Die Umsetzung sei relativ einfach: „Wir wollen die Ortskerne weiterentwickeln, um Fläche zu sparen, und intelligent bauen. Wir brauchen eine Politik, die denkt, bevor der Bagger kommt.“ Markus Söder winkte diese Problematik mit dem fadenscheinigen Argument ab, dass der Flächenverbrauch in Bayern zurückgegangen sei – eine Fehlinformation, da die Erfassungsmethode im Jahr 2016 von ALB (Automatisiertes Liegenschaftsbuch) auf Alkis (Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem) umgestellt wurde. Der Flächenfraß in Bayern wurde also auch in den letzten Jahren trotz des Rechentricks der CSU fortgesetzt – das wollen wir Grüne ändern.
Auch über erneuerbare Energiegewinnung diskutierten die Politiker. Dazu hatte Ludwig Hartmann eine klare Position: „Wir wollen raus aus der Atomkraft und uns von der dreckigen Braunkohle befreien. 50% des Stromes kommt aus anderen Industrieländern. Wenn wir das ändern wollen, müssen wir als starker Industriestaat auf Windkraft bauen.“ In Söders Antwort lag eine gehörige Portion Opportunismus, denn einerseits fördert die CSU seit Jahren, dass Bayerns Landschaft zubetoniert wird, andererseits stellt sie Windräder als Bedrohung von Bayerns Schönheit dar. Vielleicht findet sich noch einmal Zeit, mit Markus Söder über die Ästhetik von Atom- und Kohlekraftwerken zu sprechen. Im Duell machte Ludwig Hartmann jedenfalls klar: „Denken Sie wirklich, unsere Enkelkinder werden uns eines Tages vorwerfen, wir hätten zu viele Windräder gebaut? Sie werden uns eines Tages vorwerfen, warum wir den Kampf für den Klimaschutz nicht ernsthaft geführt haben!“
Auch beim Thema Migration und Integration zeigten sich erhebliche Diskrepanzen zwischen den Grünen und der CSU. Während Markus Söder von Ankerzentren und schneller Abschiebung sprach, machte Ludwig Hartmann klar, dass Integration der Schlüssel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Frieden ist: „Wenn aus einem Geflüchteten ein Kollege wird, ist das die beste Integration. Dann hat der Mensch einen Platz in der Gesellschaft gefunden. Dank der Stärke unserer Wirtschaft haben wir auch die Möglichkeit, Menschen zu integrieren, indem wir ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt gewähren.“
Mobilität ist die Prämisse für ein vernetztes Bayern und einen belebten ländlichen Raum. Deswegen ist es für Ludwig Hartmann essenziell, dass in jeder Ortschaft ganztägig ein Bus oder Bahnangebot besteht. Dabei ist ihm wichtig: „Wir wollen eine Mobilitätspolitik, die vom Menschen her denkt und nicht vom Auto.“ Wie zu erwarten war, brachte Markus Söder den alten Gassenhauer der grünen Verbotspartei. Auch wenn Ludwig Hartmann dazu nur noch müde lächeln kann, konterte er beim Thema Dieselfahrverbote in Städten gekonnt: „Sie spielen mit der Gesundheit der Menschen! Wenn Fahrverbote kommen, dann liegt es nur an Ihnen.“ Er machte deutlich, dass er Fahrverbote vermeiden will, aber dafür muss die bayerische Politik endlich handeln: „Wir Grüne sind die Partei, die für saubere Luft in ganz Bayern steht. Ich will, dass das saubere Auto der Zukunft in München und in Ingolstadt gebaut wird.“
Ludwig Hartmann stand bei diesem Duell für Fortschritt, Nachhaltigkeit, Menschlichkeit und Ehrlichkeit ein. „Für uns ist klar: Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen mit sauberem Wasser und einer nachhaltigen Agrarpolitik und Chancengleichheit für alle Menschen, die in Bayern leben – das sind unsere Ansätze, wie wir Bayern weiterentwickeln wollen!“ Am 14. Oktober haben die Menschen in Bayern die Wahl.
Das komplette TV-Duell ist in der BR-Mediathek verfügbar.
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