Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 6.11.2021
Für eine zukunftsfähige Wirtschaft müssen wir die Erfolgsmessung von Unternehmen neu definieren. Viele Sozialunternehmen („Social Entrepreneurs“) machen bereits vor wie es gehen kann: Wirkung vor Profit! Sie widmen sich in einer unternehmerischen Herangehensweise dem Lösen gesellschaftlicher Herausforderungen. Konkret bedeutet das mit einem innovativen Produkt oder Dienstleistung eine positive Wirkung auf mindestens eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals / SDGs) (wie bspw. Bildungsgerechtigkeit, Armutsbekämpfung, Klimaschutz oder Gleichstellung) zu erzielen. Dabei setzen sie zuvorderst auf Prävention statt Symptombekämpfung. Um die Gemeinwohlorientierung dauerhaft zu gewährleisten werden Mechanismen wie bspw. Wirkungsziele und begrenzte Gewinn-/Vermögensverteilung in den Statuten oder über die Rechtsform verankert.
Eine Studie von Ashoka und McKinsey aus dem Jahr 2019 hat aufgezeigt, dass in den deutschen Sozialunternehmen und Social Start-Ups durch das Lösen gesellschaftlicher Herausforderungen ein Milliardenpotenzial steckt. Diese gemeinwohlorientierten Unternehmen entlasten damit an vielen Stellen die öffentliche Hand. Zusätzlich schaffen sie häufig auch noch Arbeitsplätze. Dieses Potenzial wird bislang unzureichend gehoben. Auch in Bayern.
Zuständigkeit für Social Entrepreneurship und Soziale Innovationen in der Bayerischen Staatsregierung schaffen
Das liegt u. a. einer fehlenden Zuständigkeit und Verantwortung für das Thema in der Staatsregierung und den Ministerien. Soziale Innovationen und Social Entrepreneurship sind ein Querschnittsthema, werden aber in verschiedenen Politikressorts immer nur isoliert betrachtet. Damit fehlt ein strategisches Vorgehen und die Entwicklung von entsprechenden Maßnahmen zur Förderung von Sozialunternehmen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern will dieses Potenzial im Freistaat heben, indem eine Zuständigkeit für Social Entrepreneurship und Soziale Innovationen in der Bayerischen Staatsregierung geschaffen wird. So wird eine ressortübergreifende Koordination sichergestellt.
Landesförderprogramm zur besseren Finanzierung von Sozialunternehmen auflegen
Das Thema Finanzierung stellt die größte Herausforderung für Sozialunternehmen dar. Öffentliche Fördergelder unterscheiden in der Regel sehr stark zwischen wohltätigen und wirtschaftlichen Zwecken. Genau hier liegt für Social Entrepreneurs ein Dilemma vor, da sie häufig weder allein wohltätig noch allein wirtschaftlich agieren. Per Definition kombinieren sie diese beiden Bereiche: Durch unternehmerisches Handeln leisten sie einen Beitrag zum Gemeinwohl. Diese Kategorie kennt die öffentliche Förderlandschaft bisher nicht. Mit einem eigenen Landesförderprogramm will BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern das ändern und zielgruppengerechte Finanzierungsinstrumente für Sozialunternehmen im Freistaat entwickeln. Gründungsförderung kann so Anreize für soziale und ökologische Innovationen setzen und damit auch soziale und ökologische Kosten von Geschäftsmodellen berücksichtigen.
Soziale Innovations- und Gründungszentren errichten, mindestens eines in jedem Regierungsbezirk
Gewerbliche Gründungszentren werden staatlich gefördert. Eine entsprechende Infrastruktur muss es auch für Sozialunternehmer*innen geben, denn sie stehen in der Gründungsphase vor spezifischen Herausforderungen (z. B. Rechtsform, Finanzierung, Wirkungsmessung). Sie sollen in ganz Bayern Orte mit zielgruppengerechten Beratungsangeboten und Begegnungs- und Experimentierräume finden. Solche Orte befördern die Vernetzung und die Entwicklung von Innovationen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern will diese Orte flächendeckend, mindestens eines in jedem Regierungsbezirk, im Freistaat schaffen.
Öffentliche Beschaffung nach sozial-ökologischen Kriterien ausrichten
Die öffentliche Hand ist eine der wichtigsten Marktteilnehmer*innen und hat eine Vorbildfunktion gegenüber wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Unternehmen sowie Verbraucher*innen. Dieser Hebel muss auch zur Förderung von sozial-ökologischen Geschäftsmodellen konsequent genutzt werden und kann einen wichtigen Beitrag für mehr Nachfrage aus dem privaten Sektor leisten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern will diesen Hebel betätigen und Sozialunternehmen durch öffentliche Aufträge gezielt fördern.
Social Entrepreneurship in Lehrpläne und Curricula integrieren
„Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl“, so steht es in der Verfassung des Freistaates Bayern. Dies muss sich in einem Update von Lehrplänen und Curricula wiederfinden. Sozialunternehmen benötigen qualifizierte Mitarbeiter*innen. Prognosen gehen von einem wachsenden Personalbedarf im Sozialunternehmertum aus. Gründer*innen und Arbeitskräfte von morgen müssen schon heute für sozial-ökologische Geschäftsmodelle sensibilisiert und entsprechend ausgebildet werden. Das beginnt bereits in der Schule, bspw. in Projektkursen. Insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften muss Sozialunternehmertum in der Lehre einen höheren Stellenwert einnehmen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern will den Grundstein für eine zukunftsfähige Wirtschaft bereits in der Ausbildung legen und Social Entrepreneurship in Lehrpläne und Curricula integrieren.
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