Klimaschutz

Skandal im Steigerwald beenden – Bayerische Wälder vor Staatsregierung retten

Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz 2019 in Bad Windsheim

 

Staatsregierung muss durchsichtigen Aktionsplan „Vernichtung Nationalpark durch vorzeitige Fällungen“ sofort stoppen

Die Landesdelegiertenkonferenz in Hirschaid hat am 5./6. Mai 2018 die Staatsregierung aufgefordert, die Abholzung im Steigerwald zu stoppen. Aber die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) haben ihre Drohung wahrgemacht und noch vor Weihnachten 2018 bis zu 100 Buchen gefällt, darunter auch 120 bis 170 Jahre alte Bäume. Der Nordsteigerwald ist aber Teil von nur 0,3 Prozent verbliebenen ursprünglichen Buchenwäldern in Deutschland. Forstwirtschaft „as usual“ richtet hier nicht wiedergutzumachende Schäden an.

Unsere öffentlichen Wälder gehören uns, der bayerischen Bevölkerung. Wir wollen eines der letzten wertvollen Laubwaldgebiete Bayerns, so möglich nur durch die einzigartige historische Situation im damaligen Fürstbistum Würzburg und in der Neuzeit durch beherztes Eingreifen des früheren Försters Georg Sperber, unbedingt erhalten. Die Staatsregierung muss ihren durchsichtigen Aktionsplan „Vernichtung Nationalpark durch vorzeitige Fällungen“ sofort stoppen. Wir fordern die sofortige Unterschutzstellung des Gebiets ehemals GLB Hohe Buchener Wald, sowie der angrenzenden unterfränkischen Gebiete bei Handtal, Oberschwarzach und Gerolzhofen. Es dürfen nicht die Voraussetzungen für einen Nationalpark Steigerwald zerstört werden, bevor es einen Prozess über einen dritten Nationalpark in Bayern geben wird.

Endlich 10 Prozent Wald in Bayern aus der Nutzung nehmen – Mit Natur- und Klimaschutz ernst machen

Die Weltklimakonferenz stellte die Bedeutung des Sonderberichts zum 1,5 Grad-Ziel heraus. Dort heißt es, dass wir es ohne Wälder als wichtige CO2-Senken nicht schaffen werden, die Erderhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen.

Deutschland ist Unterzeichner der Biodiversitätskonvention. Bei der COP10 wurde ein Strategischer Plan bis 2020 verabschiedet: Die Vertragsstaaten verpflichteten sich 10 Prozent der Wälder aus der Nutzung zu nehmen, Flächen von besonderer Wichtigkeit für Artenvielfalt und Ökosystemdienstleistungen. Als Zentrum der Buchenverbreitung hat Bayern eine internationale Verantwortung auch ein Buchenschutzgebiet auszuweisen.

Es ist klar: Wir brauchen unsere Wälder als wichtigen CO2-Speicher und als Schatz der ökologischen Vielfalt.

Laut BaySF sind bereits 10,4 % des bayerischen Waldes aus der Nutzung genommen. Die BaySF zählen hierzu aber nicht nur rechtlich gesicherte Gebiete, sondern auch Klasse 1-Waldbestände, dauerhafte Hiebsruheflächen, Altholzinseln, Moorwälder, sowieso unzugängliche Wälder im Flachland. Greenpeace hingegen geht nur von 1,3 Prozent aus der Nutzung genommenen Flächen in Bayern aus, die wirklich Naturwäldern entsprechen und der Holznutzung entzogen sind.

Offensichtlich teilt auch die Staatsregierung nicht die Meinung der BaySF. Denn im Koalitionsvertrag heißt es als neue Forderung: „Der Schutz des Waldes hat für uns eine besondere Bedeutung. Wir nehmen dauerhaft rund 10 % der staatlichen Waldflächen als nutzungsfreie Naturschutzflächen und Naturwaldflächen von der forstwirtschaftlichen Nutzung aus“. Dieses Versprechen klingt in unseren Ohren allerdings wie leerer Hohn. Denn dort wo die Staatsregierung handeln und konkret ihre Ziele verwirklich könnte wie z.B. im Steigerwald, dort stellt sie nicht unter Schutz, sondern holzt hinterrücks wertvolle Bestände ab.

Aber auch an vielen anderen Orten, wie etwa im Spessart, im Keuper, im Jura und in den Alpen und andernorts gibt es noch großes Potenzial für Naturwälder, das noch nicht gehoben wird. Im Spessart bestimmen z.B. einzigartige alte Buchenwälder mit 300- bis 400-jährigen Eichen das Landschaftsbild.

Wir fordern die Staatsregierung auf, einen Prozess für einen dritten Nationalpark anzustoßen und endlich 10 Prozent unserer öffentlichen Wälder aus der Nutzung zu nehmen, wozu wir uns international verpflichtet haben. Wir fordern echten Natur- und Klimaschutz – JETZT.

 

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