Käthe Lieder ist am 21. Januar 2022 im Alter von 78 Jahren in Schöllkrippen-Schneppenbach, Landkreis Aschaffenburg, gestorben. Wir trauern um ein äußerst engagiertes Mitglied unserer Partei, das seit fast 40 Jahren auf verschiedenen politischen Ebenen die Geschicke der Grünen menschlich und politisch maßgeblich mitbestimmt hat.
Ein Nachruf von Christine Scheel und Margarete Bause
Begonnen hat sie mit der Unterstützung zur Gründung des Ortsverbandes Mömbris im Landkreis Aschaffenburg, Anfang der Achtziger Jahre. Fast zeitgleich begann sie die Vorstandsarbeit des Kreisverbandes Aschaffenburg als Geschäftsführerin mitzugestalten. Nach der späteren Aufteilung der Kreisverbände in Aschaffenburg-Stadt und Aschaffenburg-Land, hatte sie bis 2018 die Funktion der Schatzmeisterin und Mitgliederverwaltung im KV-Land inne. In den insgesamt 35 Jahren Vorstandsarbeit ist der Kreisverband kontinuierlich gewachsen. Sie war all die Jahre Ansprechpartnerin für die Ortsverbände und Neumitglieder.
Auch auf Landesebene war Käthe lange Zeit aktiv. In den 80er Jahren engagierte sie sich als Beisitzerin im Landesvorstand und als Sprecherin im Landesarbeitskreis Recht und Strafvollzug. Zehn Jahre, von 1989 bis 1999, war sie die erste und einzige „Knastreferentin“ des Landesverbandes und setzte sich unermüdlich für die Rechte der Insassen in den bayerischen Justizvollzugsanstalten ein. In der JVA Straubing gründete sie sogar einen eigenen Grünen Ortsverband – ein absolutes Novum. In einem Diskussionspapier für die „Grünen Zeiten“, die damalige Mitgliederzeitung der bayerischen Grünen, schrieb sie 1985: „Soweit Knackis Mitglieder staatstragender Parteien sind (und dazu zählen die GRÜNEN) muss ihnen die Möglichkeit eingeräumt werden, auch aktive Parteiarbeit zu leisten. Wenn andere Parteien sich solcher Mitglieder schämen, ist das deren Sache.“
Die radikale Reform des Strafvollzugs war ihr Lebensthema, dem sie sich mit Leidenschaft, Kompetenz und der nötigen Portion Kratzbürstigkeit widmete. Dies brachte ihr viele Anfeindungen ein, insbesondere aus den Reihen der CSU. So bezichtigte die damalige Justizministerin Berghofer-Weichner Käthe für eine Häftlingsrevolte in Straubing verantwortlich zu sein, nur weil sie immer wieder auf die untragbaren Missstände in der Haftanstalt hingewiesen hatte. Doch Käthe ließ sich weder einschüchtern noch mundtot machen. Stattdessen konnte sie illegale Menschenversuche mit Psychopharmaka und Zwangsbehandlungen mit Neuroleptika in der JVA aufdecken. Ihre Hartnäckigkeit führte schließlich dazu, dass sich 1990 ein Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags mit diesem Skandal beschäftigen musste und bundesweite Medienresonanz auslöste.
Nach der Auflösung des Strafvollzugsreferats im Jahr 1999 konzentrierte Käthe sich auf die Arbeit in ihrem Kreisverband. Bis zuletzt leitete sie das Kreisbüro, obwohl sie wegen Krankheit stark eingeschränkt war. 2019 haben die Kreisgrünen Aschaffenburg Käthe zum Ehrenmitglied ernannt.
Auf die Frage, welche Themen ihr aktuell am wichtigsten seien, antwortete sie in einem Interview zum 40. Jubiläum der Gründung der Bayerischen Grünen: „Klima, Klima und noch einmal Klima. Klare Kante gegen rechts. Grundeinkommen, Grundrente und Grundsicherung.“ Die Umsetzung dieser großen Herausforderungen in grüner Regierungsverantwortung hätte Käthe sicherlich leidenschaftlich und kritisch begleitet. Mit ihr verlieren wir ein grünes Urgestein, eine unbeugsame Kämpferin, eine politische Wegbereiterin und Mitstreiterin für die GRÜNEN Ideen.
Wir haben Käthe viel zu verdanken und werden immer in Dankbarkeit an sie denken.
Das im Text erwähnte Interview findest du auf Seite 36 unseres
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