Eva Borke-Thoma ist Stadträtin in Neumarkt und ist dort Referentin für Kindergärten, Kinderkrippen und Kinderhorte.Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit nach einem Jahr in der Rathausfraktion.
Stell dich und deine Stadt kurz vor!
Mein Name ist Eva Borke-Thoma, ich bin 36 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 2 Kindern. Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat mich vor 10 Jahren zu den GRÜNEN gebracht. Seit Mai 2020 sitze ich nun im Neumarkter Stadtrat.
Neumarkt ist eine Stadt mit 40.000 Einwohner*innen, die erkannt hat, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit ist. Als finanzstarke Kommune sind wir sehr gut aufgestellt und könnten beim Klimaschutz viel bewegen. An tollen Konzepten fehlt es nicht, aber die Umsetzung lässt meist auf sich warten. Wir als grüne Fraktion setzen uns im Stadtrat hartnäckig dafür ein, dass aus den Plänen Wirklichkeit werden.
Was hast du in deinem ersten Jahr als Stadträtin so alles gelernt?
Vor allem musste ich lernen, mich zu fokussieren und meine Kräfte einzuteilen. Am Anfang gab es tausend Dinge gleichzeitig zu tun: Mich in viele verschiedene Themen einarbeiten, eigene Projekte aktiv voranbringen, die Mechanismen in Stadtrat und Verwaltung verstehen und natürlich den Anfragen der Bürger*innen gerecht werden. Bis ich irgendwann feststellen musste: Ich reagiere nur noch. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, die Dinge aktiv voranzubringen, für die mein Herz brennt. Inzwischen fällt es mir schon viel leichter, den Fokus auf das zu richten, was mir wirklich wichtig ist – aber ich übe noch weiter.
An welchem Herzensprojekt arbeitest du denn gerade?
Ich möchte vor allem das nachhaltige Bauen in Neumarkt vorantreiben. Hier sehe ich vor allem die Bauleitplanung als entscheidende Stellschraube, um die nötigen Rahmenbedingungen zu setzen. Konkret wollen wir, dass die Baufenster flächensparender angelegt werden, so dass man mehr in die Höhe bauen kann. Das Anlegen von sog. Schottergärten soll im Bebauungsplan untersagt werden. Bei Neubauten soll eine PV-Anlage Pflicht werden. Und wir wollen die Begrünung im Stadtgebiet, vor allem bei Bauvorhaben, heißt Fassaden- und Dachbegrünung, vorantreiben. Vielleicht im Form einer Förderung.
Privatleben, Ehrenamt, Beruf: Wie bekommst du alles unter einen Hut?
Vor meiner Kandidatur habe ich mich erst mal mit meiner Familie beraten, ob und wie das alles zusammen funktionieren könnte. Ohne die Unterstützung meiner Familie würde es nicht funktionieren, wir sind nun Profis im Zeitmanagement geworden – auch wenn die Corona-Krise uns manchmal ganz schön herausgefordert hat.
Wieso ist es so wichtig, dass mehr Frauen in den Räten sitzen? Welchen Unterschied macht das deiner Meinung nach?
Wir haben einen anderen Blickwinkel auf die Dinge, der uns als ganze Gesellschaft nur voranbringen kann. Das fängt an bei Themen wie der Kinderbetreuung: Die meisten unserer Kitas gewährleisten keine Randzeitenbetreuung. Das ist zum Beispiel mit einem Job im Schichtdienst nicht vereinbar, da brauchen wir mehr Flexibilität. Davon würden übrigens auch Väter profitieren. Und es geht bis zu Fragen wie der, in welche Projekte wir in Zukunft investieren sollten. Da achten wir als Frauen natürlich nochmal anders darauf, ob zum Beispiel Kinder nach der Mittagsbetreuung auch mit dem Bus nach Hause fahren können, oder Eltern sie mit dem Auto abholen müssen. Das erfordert ein gutes Zeitmanangement der Eltern, aber verursacht gleichzeitig auch unnötigen Verkehr, was der Umwelt schadet. Alltagsdinge, über die sich viele keine Gedanken machen, oder es aber schlicht nicht wissen.
Vielen Dank, liebe Eva, und viel Erfolg weiterhin für deine Arbeit!
In Zusammenarbeit mit GRIBS, der Kommunalpolitische Vereinigung der Grünen und Alternativen in den Räten Bayerns.
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