Der Equal Pay Day zeigt: Erst heute haben Frauen so viel verdient wie Männer 2018 – sie haben also im Vergleich 77 Tage „umsonst“ gearbeitet und verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Damit bleibt Deutschland Schlusslicht im europäischen Vergleich.
Henrike Hahn, bayerische Spitzenkandidatin zur Europawahl und Mitglied des Landesvorstands:
„Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer – in Deutschland klaffen die Löhne weiter auseinander als in den meisten anderen EU-Staaten. Um das zu ändern, fordern wir gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, deutschland- und europaweit, insbesondere für Care-Berufe.
Der Frauenanteil von Führungspositionen in Unternehmen und Vorständen in Europa liegt bei etwa einem Drittel – in Deutschland sind es sogar noch weniger. Wir brauchen eine Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen, bis die Parität erreicht ist. Wir brauchen gleichzeitig ein gutes Angebot zur Kinderbetreuung, mit dem sich Beruf und Familie vereinbaren lassen.“
Aus der Bundestagsfraktion erklären Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für ArbeitnehmerInnenrechte und aktive Arbeitsmarktpolitik, und Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik:
„21 Prozent und kein Ende in Sicht. Auch nach einem Jahr Entgelttransparenzgesetz ist die Entgeltlücke zwischen Mann und Frau unverändert groß. Das Gesetz entpuppt sich als Luftnummer.
Es ist endlich an der Zeit, ein effektives und wirksames Gesetz, das Frauen wirklich finanzielle Gerechtigkeit bringt, einzuführen. Dazu braucht es verbindliche und zertifizierte Prüfverfahren. Freiwilligkeit hilft keinen Schritt weiter. Nur eine verbindliche Überprüfung aller Lohnstrukturen und Tarifverträge beendet die ungerechte Bezahlung von Frauen. Und wir fordern ein Verbandsklagerecht und die Anwendbarkeit des Gruppenverfahrens. Denn nach wie vor müssen Frauen, die gegen Entgeltdiskriminierung vorgehen wollen, weiterhin allein vor Gericht ziehen. Von diesen Maßnahmen würden Frauen wirklich profitieren.
Das Entgelttransparenzgesetz bleibt wirkungslos. Denn Auskunft über das Entgelt von Kollegen erhalten nur Frauen, die in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten arbeiten. Viel zu viele Frauen haben also rein gar nichts von diesem Gesetz. Betrieben ist es auch völlig frei gestellt, ob sie künftig ihre Entgeltstrukturen auf Benachteiligungen überprüfen. Sie können, aber sie müssen nicht. Dafür braucht es wahrlich kein Gesetz.
Die Bundesregierung muss auch dringend mehr tun, um die sozialen Berufe aufzuwerten, denn hier arbeiten hauptsächlich Frauen und diese Jobs sind generell schlechter bezahlt. Zudem arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit oder Minijobs und es gibt nach wie vor wenige weibliche Führungskräfte. Das sind alles Faktoren, die eine Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern in weite Ferne rücken lassen. Hier muss die Bundesregierung ran und endlich wirksame Rahmenbedingungen schaffen, damit Frauen endlich das bekommen, was sie auch verdienen.“

Gründe für die Lohnungleichheit
1. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit
Die Betreuung von Kindern oder Älteren wird zum Großteil noch immer von Frauen übernommen. Dadurch können Frauen häufig weniger bezahlter Arbeit nachgehen. Das wirkt sich auch stark auf das spätere Rentenniveau aus, wodurch Frauen häufiger von Altersarmut bedroht sind.
Wir fordern:
Ein gutes Angebot zur Kinderbetreuung, mit dem sich Beruf und Familie wirklich vereinbaren lassen. Gleichstellung „passiert“ nicht von selbst, sie muss geschaffen werden.
2. Frauen wählen „Typische Frauenberufe“
Frauen arbeiten mehr als Männer in Care-Berufen (Kinder-, Kranken- und Altenpflege). Diese Berufe sind bekanntlich schlechter bezahlt als z.B. naturwissenschaftliche Berufe. Ein Faktor ist, dass die Berufswahl oft durch gesellschaftliche Geschlechterstereotypen beeinflusst wird.
Wir fordern:
Rollenbilder überwinden – Erfolge und Beiträge von Frauen in der Geschichte in den Fokus des Schulunterrichts nehmen – bessere Bezahlung von „typisch weiblichen“ Berufen. Frauen haben sich in viele Bereiche unserer Gesellschaft vorgearbeitet, sich rechtliche Gleichheit erkämpft und sich vieler dumpfer Rollenklischees entledigt. Frauen in den Chefsesseln, Männer am Herd, Mathe-Professorinnen, Erzieher: Es ändert sich was, doch wir brauchen mehr Tempo.
3. Frauen besetzen niedrigere Stufen der Karriereleiter
Statistisch gesehen bleiben Frauen häufig im unteren Bereich von Unternehmenshierarchien. Auch in der Politik herrscht eine Männerdominanz.
Wir fordern:
Die Hälfte der Macht den Frauen – auch in der Politik. Dafür müssen wir das Wahlrecht reformieren, mit unserem „Hälfte-der-Macht-Gesetz“. Wir wollen Parität in politischen Räten und Parlamenten sowie in Aufsichtsräten und Vorständen erreichen.
4. Intransparenz bei Löhnen
Statistisch gesehen besetzen Frauen in Unternehmen weniger gut bezahlte Positionen und das, obwohl sie im Durchschnitt besser ausgebildet sind. Die schlechtere Bezahlung wird dadurch bestärkt, dass die Gehälter der Mitarbeiter*innen von Unternehmen nicht transparent sind.
Wir fordern:
Das aktuell geltende Entgelttransparenzgesetz führt leider nicht zu mehr Lohngleichheit: Transparenz wird eher behauptet als tatsächlich umgesetzt. Der Auskunftsanspruch, wie viel männliche Kollegen verdienen, besteht erst in Betrieben ab 200 Beschäftigten. Damit sind 60 Prozent der beschäftigten Frauen von diesem Recht ausgeschlossen, denn sie arbeiten in kleineren Betrieben. Deshalb fordern wir weiterhin: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit durch verbindliche Überprüfung aller Lohnstrukturen und Tarifverträge.
Quelle für Hintergründe: https://www.equalpayday.de/ueber-epd/
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