1,745 Millionen Unterschriften! Wir haben mit Ludwig Hartmann über den historischen Erfolg des Volksbegehrens Artenvielfalt gesprochen – und darüber, wie es jetzt weitergeht.

Das Volksbegehren Artenvielfalt hat Geschichte geschrieben – es ist das erfolgreichste aller Zeiten in Bayern. Macht das stolz?
Ludwig Hartmann: Das macht vor allem demütig. Ich verneige mich vor den Bürgerinnen und Bürgern Bayerns, die sich im Eis- und Schneewinter 2019 in langen Schlangen vor den Rathäusern die Beine in den Bauch gestanden haben. Das war eine Abstimmung mit den Füßen. Der Schutz unserer Tier- und Pflanzenwelt ist den Menschen im Land ein riesiges Anliegen. So viel Einsatz, so viel Motivation – und das erstmal nicht aus Eigennutz, sondern aus selbstlosen Gründen. Ich bin tief beeindruckt.
Im Laufe der Eintragungsfrist gab es ja ganz schön viel Gegenwind von den Bauern. Sind die vorgeschlagenen Maßnahmen zu hart, gefährden sie unsere Bauern in ihrer Existenz?
Ludwig Hartmann: Es gab auch viel Unterstützung von Bäuerinnen und Bauern. Viele wissen: Die Landwirtschaft der Zukunft funktioniert nur im Einklang mit der Natur, nicht gegen sie. Wir alle kennen die Bilder aus China, wo Plantagen von Menschen oder Drohnen bestäubt werden müssen, weil es keine Insekten mehr gibt. Der Gegenwind der Bauern war vor allem ein Gegenwind des Bauernverbands und seines Präsidenten Walter Heidl. Der sieht sich als Chef-Lobbyist der Agrarindustrie, vor allem der Schweinehalter. Da gab es lange die Philosophie: Wenn Du überleben willst, werde größer und produziere am besten Billigfleisch für den Weltmarkt. Das aber ist eine Sackgasse. In Bayern sollten wir in erster Linie qualitativ hochwertige Lebensmittel für den heimischen Markt erzeugen – gerne Öko, denn da gibt es noch riesigen Bedarf und gute Marktpreise. Wenn wir 30 Prozent der hier verzehrten Biokartoffeln importieren müssen, dann läuft doch etwas grundverkehrt.
Wie geht es jetzt weiter? Ministerpräsident Markus Söder hat für kommenden Mittwoch einen Runden Tisch angekündigt.
Ludwig Hartmann: Ja, zur Halbzeit des Volksbegehrens und nachdem er gesehen hat, wie viele Menschen in die Rathäuser strömen. Die Forderungen des Volksbegehrens aber lassen sich nicht am „Runden Tisch“ wegmoderieren. Wir können gerne über mehr Tier- und Pflanzenschutz reden, über noch mehr Naturschutz. Aber das Volksbegehren ist die Messlatte – drunter gehen wir nicht. Und da sind wir uns auch mit den Verbündeten im Trägerkreis einig. Wenn wir da am Runden Tisch sitzen, die Söder-Regierung und der Bauernverband auf der einen, die Unterstützer des Volksbegehrens auf der anderen Seite, dann sitzen 1,75 Millionen Bayerinnen und Bayern mit am Tisch. So viel Wumms hatte Umweltschutz bei uns noch nie. Das ist die richtig gute Nachricht.
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