Mehr Arbeits- und Fachkräfte für einen starken bayerischen Wirtschaftsstandort
Bayerns Wohlstand kann nur erhalten werden, wenn ihn genügend Menschen ständig neu erarbeiten. Deshalb brauchen wir heute und in Zukunft genügend Menschen in Arbeit. Der demografische Wandel ist eine sehr große Herausforderung, denn er bedeutet, dass mittelfristig mehr Menschen in Rente gehen, als jüngere in Arbeit kommen. Der Fachkräftemangel war früher, inzwischen herrscht ein allgemeiner Arbeitskräftemangel. Qualifikation und eine ausreichende Anzahl der Arbeitskräfte sind entscheidend für Bayerns Wohlstand.
Daher müssen wir
- Die Rahmenbedingungen verbessern, damit mehr Menschen in Vollzeit arbeiten können
- mehr qualifizierten Zuzug nach Bayern aus dem In- und Ausland ermöglichen.
- die Arbeits- und Lebensbedingungen für alle Menschen in Bayern attraktiv machen.
Wir bayerische Grüne fordern:
- Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt abbauen
In Bayern arbeiten Frauen überdurchschnittlich oft in Teilzeit. Gründe dafür sind häufig Hürden, die Frauen am Arbeitsmarkt im Weg stehen. Diese Hürden möchten wir abbauen. Eine wichtige Maßnahme für Familien ist der Ausbau der Kitaplätze und der Ganztagsbetreuung. Auch Eltern und besonders auch Alleinerziehende ohne helfenden Hintergrund (Familie, Freunde) sollen eine Vollzeitbeschäftigung ausüben können. Würden erwerbstätigen Frauen in Teilzeit in Deutschland ihre Wochenarbeitszeit um eine Stunde erhöhen, dann entspräche das bundesweit 70.000 Vollzeit-Stellen.
- Arbeitslose und Unterbeschäftigte in Arbeit bringen
Auch wenn die Arbeitslosenzahl in Bayern mit 3,6% (Bund 6,0% – Zahlen vom Juli 2024) niedrig ist, sind doch fast 280.000 Menschen arbeitslos gemeldet, zusätzlich zur Dunkelziffer außerhalb der Statistik. Auch hier besteht Potential, mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Eine gezielte Bekämpfung der Ursachen dieser Arbeitslosigkeit, auch durch einen inklusiven Arbeitsmarkt, ist erforderlich. Wenn die Zahl sinkt, werden die Sozialsysteme direkt entlastet.
- Berufliche Bildung stärken
Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Laut aktuellen Berufsbildungsbericht hat Bayern innerhalb der westlichen Bundesländer 2022 nach Hamburg und Hessen die geringste Ausbildungsquote und Lehrstellen bleiben unbesetzt.
Das duale Ausbildungssystem gilt nach wie vor als eine der tragenden Säulen der Wirtschaft und als weltweites Vorbild. Wir wollen dieses Potential vollständig ausschöpfen und exzellent ausgebildete Nachwuchskräfte mit Visionen in die Arbeitswelt der Zukunft entlassen. Berufliche Bildung muss mit der Zeit gehen. Es gilt, Ausbildungsordnungen hinsichtlich Ausbildungsberufsbild, Ausbildungsrahmenplan sowie die Abschlussprüfungen an die Veränderungen durch technologischen Fortschritt und aktuelles Zeitgeschehen anzupassen. Den beruflichen Schulen und überbetrieblichen Ausbildungsstätten muss vom Freistaat ein ausreichender Etat für personelle sowie materielle Ausstattung und Fortbildung und inklusiver Lehrmethoden zugewiesen werden.
Berufliche Orientierung durch verpflichtende Betriebspraktika berufspraktische Inhalte und Beratung für den Weg zur Ausbildung muss an allen Schularten ab der 7.Klasse fest verankert werden. Diese Praktika ermöglichen es den Unternehmen auch, um für sich und den jeweiligen Beruf zu werben.
- Zuziehende unterstützen
Menschen, die zusätzlich nach Bayern kommen, haben je nach Ausbildung und Stand der Integration unterschiedliche Bedarfe, die sich wie folgt priorisieren lassen:
-
- Wohnraum
- Arbeit
- Erwerb von Deutschkenntnissen
- Unterstützung bei den bürokratischen Schritten
- Zügige Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen
- Integration, Kontakte im Umfeld
- Wohlfühlfaktoren
Zuziehende Deutsche oder eine Österreicherin oder ein Schweizer werden die Herausforderungen beim Zuzug in der Regel alleine bewältigen. ExPats erhalten oft von ihrem Arbeitgeber oder spezialisierten Agenturen die erforderliche Unterstützung.
Andere Arbeitskräfte haben bei den ein oder anderen oben genannten Punkten Bedarfe, – Das Ziel muss sein: Schritt für Schritt selbständig und unabhängig von Unterstützung zu werden. Vollwertig integrierte Menschen stärken unsere Wirtschaft und unsere Sozialsysteme, denn die Arbeitenden zahlen Steuern und die Bezüge der Rentnerinnen und Rentner.
Gezielte Integration von Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen bereichert nicht nur unser Land, sondern verringert auch Ängste und Vorurteile der schon länger hier Ansässigen und hilft, die Herausforderungen gemeinsam anzupacken. Für die Zugezogenen ist die Integration sicherlich die wichtigste Voraussetzung, um langfristig in Bayern zu leben und zu arbeiten.
Die Rahmenbedingungen für eine lebenswerte Zukunft sind in Bayern und Deutschland noch immer vorhanden und müssen verteidigt und gepflegt werden: Sicherheit, Rechtsstaat, ein funktionierendes Gemeinwesen und die soziale Absicherung, eine offene Gesellschaft mit Entwicklungsmöglichkeiten für alle und hohe Standards im Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Hinzu kommt ein im europaweiten Vergleich hochwertiges Gesundheitswesen, Kunst und Kultur, Traditionen und Innovation, sowie schöne Landschaften, die zentrale Lage in Europa und die Internationale Anbindung.
Diese Faktoren kommen allen Einwohnerinnen und Einwohnern Bayerns zugute und tragen so zur gegenseitigen Akzeptanz bei.
- Stärkung des ländlichen Raums – auch zur Entlastung der Ballungsgebiete
Der ländliche Raum kann als Wohn- und Arbeitsort noch attraktiver werden, wenn es eine gute Verkehrs- und Digitalinfrastruktur gibt und attraktiver Wohnraum vorhanden ist.
Denn es gibt in Bayern viele Regionen mit bezahlbarem Wohnraum und manche mit Leerstand. Wenn sie attraktiver werden, kann ein Zuzug in diese Regionen die Ballungsräume entlasten und diese Regionen stärken, was eine Win-win-Situation bedeutet. In Bayern handelt es sich hier allerdings um ländliche Räume und kleinere Städte, mit – jenseits des privaten KFZ – meist sehr schlechter Verkehrsinfrastruktur. Arbeitende haben hier längere Wege. Wenn diese nur mit eigenem KFZ bewältigt werden können, ist das teuer und anstrengend.
Es braucht eine Initiative zum strategischen Ausbau von Bus und Bahn, um die Regionen mit vorhandenem und bezahlbarem Wohnraum gut zu versorgen und an Ballungsregionen passend und attraktiv anzubinden, sowie den Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur und der Angebote für geteilte Fahrzeuge. Es gibt im ländlichen und strukturschwachen Raum viele öffentliche Fördermöglichkeiten für die Schaffung von modernem, attraktivem Wohnraum. Dies findet überwiegend im Bestand statt, so dass zusätzlich beim Ressourcen- und Energieverbrauch gegenüber Neubauten gespart wird. Die gute Verkehrsanbindung und auch der Breitbandanschluss sind für die meisten arbeitenden Menschen erforderlich, um im ländlichen Raum wohnen und leben zu können.
Dies ist auch ein wirksamer Faktor für gleichwertige Lebensverhältnisse und gegen das gesellschaftlich gefährliche Gefühl, abgehängt und nicht wertgeschätzt zu werden.
Genügend Arbeitsplätze allein reichen nicht, um Bayern attraktiv zu machen. Das Gesamtpaket muss stimmen. Unser grüner Ansatz für ein lebenswertes Bayern hat genau das im Blick. Nach den Menschen widmet er sich im zweiten Teil den Unternehmen:
Unternehmen für Bayerns Zukunft & Infrastruktur für Bayerns Unternehmen
Auch wenn Bayerns Unternehmen, egal ob Handwerk, Mittelstand oder Industrie, aktuell genügend Arbeit bieten können und in den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen erfolgreich sind, haben sie neben dem Arbeitskräftemangel noch zahlreiche weitere Herausforderungen.
In vielen Unternehmen herrscht kaum zu bewältigender Digitalisierungsstau, überwiegend wegen nicht genügend eigenem Fachpersonals und überlasteten, unterbesetzten Dienstleistern in der IT-Branche.
Die Multikrisen der letzten Jahre haben die Unternehmen geschwächt und gestresst. Der Wandel der globalen Rahmenbedingungen (Schutzzölle, De-Risking,…) bedeuten weiteren Veränderungsdruck für viele Unternehmen.
Die Unternehmen müssen zusätzlich große Anstrengungen bei Umbau oder Austausch ihrer auf Öl, Kohle und Gas basierenden Prozesse und Ausrüstungen leisten.
Die Energiewende schreitet zwar im Stromsektor bei der Erzeugung gut voran, gerade in Bayern aber wurden bekanntlich der Ausbau der Stromtrassen und der Windkraft versäumt und auch keine Initiativen zum Energy Sharing und zum Speicherausbau gestartet. Die Unternehmen fragen sich da zurecht, ob genügend günstiger Strom in Bayern zur Verfügung stehen wird, oder ob aufgrund von Engpässen die Preise unkalkulierbar werden.
Wir planen daher:
- Digitalisierungsoffensive für bayerische Unternehmen
Grundsätzlich fehlen neben den umsetzenden IT-Fachkräften auch die gestaltenden Planer, Projektleiter und Business Analysts. Denn Digitalisierungsprojekte greifen in alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft ein und müssen auch entworfen und gemanagt werden. Für diese Schlüsselpersonen und-funktionen braucht es eine Aus- und Fortbildungsinitiative. Da gerade hier die Zeit besonders drängt, müssen solche Fachkräfte auch angeworben werden.
Zusätzlich benötigen wir die Schaffung von Zentren zur Digitalisierungs-Unterstützung für KMU’s. Der Aufbau dieser Zentren soll in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Wirtschaftsverbänden erfolgen. Ziel ist die Erarbeitung von konkreten Paketen, die Best Practices in den verschiedenen Sektoren beschreiben und KMU’s so eine zügige Umsetzung ihrer Digitalisierungspläne ermöglichen.
- Weitere Anstrengungen beim Breitbandausbau und das Schließen der Funklöcher
Hier sind wir in Bayern im internationalen Vergleich schlecht; der Zustand ist beschämend. Der Ausbau ist ein entscheidender Standortfaktor und relevant für die nationale wie internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Hier ist es geboten, dass Bayern aus dem hinteren Feld nach vorne aufschließt.
- Förderprogramme vereinfachen und dem Mittelstand zugänglich machen
Der Freistaat Bayern investiert jährlich aus dem Etat des Wirtschaftsministeriums ca. 1 Mrd. Euro für allgemeine sowie regionale und strukturelle Wirtschaftsförderung. Die Fördermöglichkeiten sind so vielfältig und unübersichtlich, dass insbesondere KMU sich ohne professionelle Unterstützung (Förderlotsen) kaum einen Überblick verschaffen können. Zudem sind die Anträge oft sehr aufwendig, weshalb kleinere Unternehmen darauf verzichten. Für KMU brauchen wir eine verbesserte Beratung und einfacheren Zugang zu bayerischen Förderprogrammen. Außerdem braucht es eine deutliche Verschlankung und mehr Transparenz, um Mitnahmeeffekte zu unterbinden.
- Unterstützung der Unternehmen beim Umstieg auf klimafreundliche Technologien durch flexible Abschreibungsmöglichkeiten
Wer Fossil-basiertes ersetzt durch klimafreundlichere Technologie auf Basis erneuerbarer Energien, kann die dafür erforderlichen Investitionen flexibel abschreiben, und zwar per jährlicher Entscheidungsmöglichkeit über die Höhe der anteiligen Abschreibung.
Da die Unternehmensbesteuerung Sache des Bundes ist, muss dieser Punkt kongruent vom Bund geregelt werden. Die dadurch angereizten Investitionen stärken die bayerische Wertschöpfung.
- Eine Initiative zu Energy Sharing und Speichertechnologien
Energy Sharing ermöglicht Unternehmen und Privatpersonen in ihrem näheren Umfeld ihren Strom, Wärme oder Kälte zu attraktiven und unbürokratischen Bedingungen zu teilen. Es ist dabei nicht nur ein Weg mehr Menschen gemeinsam an der Energiewende teilhaben zu lassen, sondern auch eine Chance für die Unternehmen ihren eigenen Standortvorteil auszubauen. Wir benötigen im dezentralen Stromsystem der Zukunft vermehrt Speichertechnologien. Wir brauchen eine breite Palette an skalierbaren und sofort einsetzbaren Speichertechnologien für Unternehmen und Energieversorger. Wasserstoff allein ist keine ausreichende Lösung, zumal er in anderen Bereichen sinnvoller und effizierter eingesetzt werden kann. Neue Möglichkeiten der Vermarktung gespeicherter Energie und im Bereich des Energy Sharing schaffen einen neuen Investitionsanreiz für die Unternehmen in Bayern. Neben der gesetzgeberischen Gestaltung planen wir auch eine Forschungs- und Anwendungsinitiative im Bereich der Speichertechnologien.
- Weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energien
Erneuerbare Energien sind ein Standortvorteil. Für das Erreichen der Ausbauziele reicht es nicht aus, nur auf die Ausbauzahlen bei Solarenergie oder Wasserkraft zu verweisen. Auch das 2%-Ziel für die Windenergie muss konsequent umgesetzt werden, um ausreichend Flächen für die Windenergie zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich müssen auch die Genehmigungsprozesse in den bayerischen Behörden beschleunigt werden u.a. durch eine angemessene personelle Ausstattung. Netzbetreiber müssen zur Aufschaltung (Netzzugang) neuer Anlagen binnen zwei Monaten nach Errichtung verpflichtet werden.
Die Übertragungs- und Verteilnetze müssen den neuen Bedingungen entsprechend angepasst und wo nötig ihr Ausbau beschleunigt werden.
Beschluss auf der Landesdelegiertenkonferenz 2024 in Würzburg
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