Kommunalpolitik

„Wir leben die europäische Zusammenarbeit!“

Karin Kleinert ist grüne Gemeinderätin in der Gemeinde Saaldorf-Surheim im Berchtesgadener Land: In dieser Grenzregion wird Europa besonders leidenschaftlich gelebt. Wir haben Karin gefragt, weshalb sie sich so gerne in der Kommunalpolitik engagiert. 

Stell dich und deine Gemeinde kurz vor!

Mein Name ist Karin Kleinert und ich bin in Surheim aufgewachsen, einem Dorf zwischen Freilassing und Laufen. 1978 ging es nach der Gebietsreform in die Gesamtgemeinde Saaldorf-Surheim über, die inzwischen rund 5500 Einwohner hat. Saaldorf-Surheim liegt im sogenannten Rupertiwinkel, der einst zum Erzstift Salzburg gehörte und kulturell durch seine 500-jährige salzburg-bayerische Geschichte geprägt ist. Die Salzach mit ihrem herrlichen Auengebiet bildet die Grenze zum österreichischen Bundesland Salzburg. Durch unsere Grenzlage leben wir den länderübergreifenden Zusammenhalt in Europa besonders intensiv. Die Wiedereinführung der Grenzkontrollen ist für uns deshalb leider eine große Belastung. Saaldorf-Surheim gehört seit 1990 außerdem zur Biosphärenregion Berchtesgadener Land und seit 2016 auch zur „Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel“.

Warum engagierst du dich für die Grünen in der Kommunalpolitik?

Ich habe immer schon grün gewählt, aber nie daran gedacht, mich einmal in der Kommunalpolitik stark zu machen. Das änderte sich 2013, als ich vom damaligen grünen Ortsvorsitzenden gefragt wurde, ob ich mit auf „die Liste“ gehen würde. Ein Jahr später wurde ich prompt gewählt. Grüne Ideen tun einer ländlich geprägten Gemeinde gut, in der es inzwischen reichlich Gewerbeansiedelung gibt. Sie tragen dazu bei, die Gemeinde maßvoll, umweltverträglich und nachhaltig zu entwickeln.

Welches Projekt liegt dir in deiner Gemeinde besonders am Herzen?

Die Verbesserung des ÖPNV, denn der beschränkt sich wie in den meisten Landgemeinden vornehmlich auf Schulbusverbindungen. Hier müssen wir etwas voranbringen, zumal wir geographisch und historisch zum „Großraum“ Salzburg gehören. Ein erster Schritt wäre eine bessere Anbindung an den Bahnhof Freilassing, von wo eine S-Bahn im 10-Minuten Takt nach Salzburg fährt. Ein Verkehrsverbundsticket „Salzburg-Rupertiwinkel“ wäre da die logische Konsequenz. Und dann gibt es noch den 1994 stillgelegten Bahnhaltepunkt in Surheim, der schnellstmöglich wieder aktiviert werden sollte – Elektrifizierung hin oder her! Ein grenzüberschreitendes Projekt, das gute Aussicht auf Realisierung hat, ist ein Geh- und Radwegsteg über die Salzach, der unsere Gemeinde mit der österreichischen Gemeinde Anthering verbindet und im Rahmen des Interreg-Programms „Österreich – Bayern 2014–2020“ gerade geplant wird. Dabei arbeiten wir eng mit unseren österreichischen Nachbarn zusammen und hatten sogar auch schon eine gemeinsame Gemeinderatssitzung.

Wie bekommst du Beruf, Privatleben und Ehrenamt unter einen Hut?

Ein Ehrenamt zu bekleiden funktioniert nur, wenn Familie und Freunde hinter einem stehen. Das ist bei mir nicht anders. Alles in allem halten sich die Termine, etwa für die Ratssitzungen, jedoch in Grenzen. Außerdem sind wir zwei grüne Gemeinderäte und sprechen uns bei Veranstaltungsterminen ab. Und ich habe inzwischen gelernt, dass man ruhig auch mal sagen kann: „Da geht’s bei mir leider nicht“.

Grüne Kommunalpolitik bedeutet für dich …

… auf Andere zuzugehen und ihr Interesse für Natur- und Umweltschutz zu wecken, ein offenes Ohr zu haben, bei Gemeinderatssitzungen immer wieder nachzufragen und wenn nötig auch kontrovers zu diskutieren, dabei aber kompromissbereit zu sein. Dazu braucht es manchmal Mut. Es hat mich auf jeden Fall persönlich weitergebracht und ich habe viel dazu gelernt. Und Spaß macht es mitunter auch. Manchmal ist Kommunalpolitik sogar spektakulär, zum Beispiel wenn sich der BR mit seiner Sendung „Quer“ eines Themas annimmt: Bei uns ging es um den Sportplatzlärm am Wohngebiet. Dann besteht das „Heldentum“ darin, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu vermitteln. Kompromisse zu finden, das gehört nun mal zum Leben, ob grün oder bunt.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Karin.


Und was machst du 2020?

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